Graduelle Evolution der Blatt-Mimikry

Der Schmetterling Kallima paralekta sieht mit geschlossenen Flügeln aus wie ein totes Blatt. Wie entstand diese Tarnung durch Nachahmung (Mimikry) im Lauf der Evolution? Schritt-für-Schritt oder doch in einem großen Sprung?

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Flügel v. K. paralekta (unten rechts) und verwandte Arten. Suzuki et al, Fig 1 (Ausschnitt) , CC-BY

Wieso die Blatt-Imitation für heute lebende Kallima-Arten vorteilhaft ist, liegt auf der Hand. Der Schmetterling wird nicht so leicht gefressen und hat daher Chancen, mehr Nachkommen in die Welt zu setzen als das auffällige Tier vom Nachbarbusch, das gerade von einem Fressfeind verspeist wird.

Kniffliger ist schon die Frage, auf welchen evolutionären Wegen diese spezielle Mimikry entstand. Denn Vorfahren von K. paralekta oder K. inachus sahen aus wie ganz normale Schmetterlinge, ebenso wie viele heute lebende, nahe verwandte Arten anderer Gattungen. Weiterlesen

Debatte um die Evolutionstheorie der Zukunft

Brauchen wir eine neue Evolutionstheorie? So die Überschrift eines Artikels in Spektrum der Wissenschaft. Hoppla, was ist los? Ist die alte Evolutionstheorie kaputt? Müssen wir uns eine neue basteln?

Eine Seite aus Darwins Notizbuch

Eine Seite aus Darwins Notizbuch

Nein, natürlich nicht. Aber ist es angesichts einer ganzen Reihe neuer Forschungsrichtungen nicht an der Zeit, eine „Extended Synthesis“ einzuläuten, eine „erweiterte Synthese“ also? Darum dreht sich der Spektrum-Artikel, der schon einige Wochen zuvor auf Englisch im Magazin Nature erschienen war und aus zwei Teilartikeln besteht, in Form einer Debatte Pro & Kontra.

Auf der einen Seite stehen Kevin Laland und eine Reihe Kollegen, die das Konzept der erweiterten Synthese befürworten.

Die „noch nicht erweiterte“ Synthese, damit wäre dann wohl die derzeitige Standard-Version der Evolutionstheorie gemeint, die im Wesentlichen auf die sogenannte Modern Synthesis aus den 1920er und 30er Jahren aufbaut. Weiterlesen

Intelligent Design und der „Schluss auf die beste Erklärung“

 

Close-up of some nostalgic Pocket Watches Vertreter des Intelligenten Designs versuchen, die Annahme einer Schöpfung von Lebewesen mithilfe eines so genannten „abduktiven Schlusses“ zu begründen. Dieser Schluss wird gelegentlich als „Schluss auf die beste Erklärung“ bezeichnet. Dabei handelt es sich um einen Analogieschluss, der sich an technischem Erfahrungswissen orientieren soll.

Wir wissen beispielsweise, dass Menschen in der Lage sind, durch planerische Akte funktionale, zweckmäßige und zugleich „nichtreduzierbar komplexe“ technische Apparate herzustellen, also künstliche Systeme mit hochkomplexer Interaktion ihrer Bestandteile (Computer oder Uhren beispielsweise), die dazu führt, dass die Wegnahme eines beliebigen Teils den Zusammenbruch der Funktion der Systeme bedingt. Wir wissen ebenfalls, dass solche Apparate, also Uhren, Computer usw., niemals „spontan“ entstehen oder evolvieren, das heißt, man braucht einen intelligenten Konstrukteur. Findet man nun solche „nichtreduzierbar komplexen“ Strukturen auch in Biosystemen, kann dem Analogieschluss zufolge auf gleiche (intelligente) Entstehungsursachen geschlossen werden.

Da etwaige Vorstufen nichtreduzierbar komplexer Systeme scheinbar funktionslos sind und somit nicht über selektionspositive Etappen evolvieren könnten, verstärkt sich die Plausibilität des Arguments nach Auffassung ihrer Protagonisten und verdichtet sich zum Schluss auf die beste Erklärung. Der Begriff „Abduktion“ beschreibt den erkenntniserweiternden Schluss auf eine Hypothese, die einen beobachteten Umstand erklären kann –  in diesem Fall die Entstehung nichtreduzierbar komplexer Strukturen durch intelligentes Design.

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